Was ist da im Spiel, wenn wir Menschen anderen begegnen? Das ist eine der Fragen, denen die Malerin Rita de Vos und die Lyrikerin Pille Hillebrand in ihrer Gemeinschaftsausstellung „Von Mensch zu Mensch und zurück“ nachspüren. Die heitere, kraftvolle und inspirierende Entdeckungsreise durch die facettenreichen Bilder- und Wortwelten ist ab dem 13. März 2025 in Achim zu sehen, in der Bremischen Volksbank Weser – Wümme.
Beide Künstlerinnen leben und arbeiten in Fischerhude. Rita der Vos bedient sich der Farben, Pille Hildebrand der Worte. Entstanden ist ein Prozess der kreativen Annäherung. Unabdingbare Voraussetzung dabei ist für beide, dass ihre Kunst nicht schwermütig daherkommt, sondern kraftvoll und heiter. Besonders reizvoll an ihrem Gemeinschaftsprojekt erscheint es den beiden, das Spannungsverhältnis von gemaltem Bild und gedichtetem Wort auszuloten. Wie treten die beiden Medien in Beziehung zueinander? An welchem Punkt ergänzen sie sich? Verstärken sie sich oder konkurrieren sie miteinander?
Auf Leinwand und mit Ölfarbe
Rita de Vos lebt im Künstlerdorf Fischerhude und hat dort seit 2002 ein Atelier. Sie malt seit mehr als 30 Jahren „mit wachsender Liebe und Begeisterung“. Die Malerin wurde 1957 in Walsrode geboren, studierte in Bremen Politik, Werken und Spanisch und arbeitete dort von 1987 bis 2020 als Lehrerin. Erste künstlerische Arbeiten entstanden 1991 nach dem Tod ihrer Eltern. Sie nahm seit 1992 Kunstunterricht und belegte Malkurse an der Fachhochschule Ottersberg. Zudem befasste sie sich mit Holz- und Steinbildhauerei. Sie mag die lebendigen und warmen Farben des Sommers besonders: „Meine Bilder wirken als Kraftfelder – für mich, aber auch für den Betrachter."
Nachdem die Künstlerin viele verschiedene Materialien wie Ei-Tempera, Tusche- und Aquarellfarben sowie Rost ausprobiert hat, ist sie letztlich bei der Ölfarbe geblieben. Das Trocknen von Ölfarbe dauere zwar recht lange, sie habe aber "eine besonders gute Präsenz und Leuchtkraft“. Die meisten Bilder entstehen auf Leinwand und zwar in Kleinformaten von 20 x 30 cm bis hin zu großen Formaten von 97 x 127 cm. Aber auch kleine Tuschezeichnungen auf Pergament und Mischtechniken oder Collagen sind in ihrem Kunstschaffen zu finden.
Zu sehen sind Bilder wie Kraftfelder, die bei aller Dichte durchscheinend wirken und eine Welt hinter der Welt erahnen lassen. Rita de Vos setzt nur selten Zeichen des Konkreten. Wenn sie dies tut, genügen einige wenige Punkte und Linien zur Thematisierung des Gewollten.
Auf Gedichttafeln und im Album
Seit sie denken kann, liebt Pille Hillebrand alles, was mit Geschichten, dem spielerischen Umgang mit Sprache und mit Poesie zu tun hat. Die Autorin wurde 1966 in Paderborn geboren und lebt und arbeitet seit 20 Jahren mit ihrem Mann und ihren Kindern in Fischerhude. Mit großer Leidenschaft verfasst sie Gedichte, Kinderbücher und Theaterstücke, aber auch Songtexte zum Beispiel für Howard Carpendale oder Sarah Connor. Ihr Wissen rund um Songtexte gibt sie seit 2022 in Workshops und Seminaren u.a. als Lehrbeauftragte an der Universität Bielefeld weiter.
Die Sprach- und Literaturwissenschaftlerin hat vor dieser Lehrtätigkeit viele Jahre als Redakteurin beim ZDF und bei Radio Bremen gearbeitet. Seit 2021 können ihre sogenannten „Poesiepillen“ auf dem „Poesiepillenpfad Fischerhude & umzu“ erkundet werden. Der „Trimm-Dich-Pfad für die Seele“ schlängelt sich mit seinen hölzernen Gedichttafeln am malerischen Wümme-Ufer Fischerhudes entlang. Die gute Resonanz auf ihren Kunstpfad animierte sie zu ihrem 76seitigen Gedichtband „PoesiePillenAlbum“. Darin befindet sich auch das Gedicht „Die Sache mit dem Verkehr“. Mama, Papa und Kind unterhalten sich dabei zunächst nicht über Autos. Das Gedicht beginnt so:
Du, Mama, ich versteh das nicht,
woher der Mats ’nen Bruder kriegt.
Er sagt, das käme vom Verkehr,
und dass der wohl ein Unfall wär’.
Das Publikum ist herzlich eingeladen, sich nicht nur auf eine inspirierende Entdeckungsreise durch die facettenreichen Bilder- und Wortwelten der beiden Künstlerinnen zu begeben, sondern auch mit den Künstlerinnen selbst ins Gespräch „von Mensch zu Mensch“ zu kommen.
Kunstgespräch und Klaviermusik
Die Vernissage zu dieser Ausstellung beginnt am Donnerstag, 13. März 2025 um 19 Uhr in der Bremischen Volksbank Weser – Wümme in Achim. Nach einer musikalischen Eröffnung mit Musik des Pianisten Ivan Dotsenko erfolgt eine Begrüßung durch Detlev Herrmann, Vorstand der Bremischen Volksbank Weser-Wümme. Anschließend findet ein Gespräch der Künstlerinnen mit der Geschäftsstellenleiterin Ute Gajus statt. Zudem liest Pille Hillebrand einige ihrer Gedichte.
Die Ausstellung ist bis Ende Juni 2025 während der Servicezeiten montags, mittwochs und freitags von 9 bis 13 Uhr und montags von 14.30 bis 18 Uhr zu besichtigen. Ein Besuch außerhalb der Servicezeiten ist nach Anmeldung möglich. Weitere Werke sind im „Weinhaus alte Mühle“ in Achim, Asmusstraße 2 ausgestellt.