Zwei befreundete Künstlerinnen aus dem Flecken Ottersberg begegnen sich in einer gemeinsamen Ausstellung. Katharina Bertzbach stellt vielerlei Gefäße und Kleinplastiken aus Porzellan aus. Christine Kroos zeigt einen künstlerischen Querschnitt aus 20 Jahren Malerei. Die Ausstellung ist ab dem 23.11.2023 in der Bremischen Volksbank in Achim zu sehen unter dem Titel „WeibsBilder“.
Die 1962 geborene Katharina Bertzbach lebt, wohnt und arbeitet seit 2009 in ihrem Heimatdorf Fischerhude, einem Ort mit über 100jähriger Keramiktradition. Sie verwandelte dort das leerstehende Feuerwehrhaus in ihr Werkstatthaus.
Vielerlei Gefäße und fantasievolle Figuren
In den Schauregalen befindet sich viele Gefäßen in vielerlei Größen: Teller, Vasen, Schalen und Geschirr. Elefanten verzieren große und kleine Leuchter. Auf Dosen sitzen und stehen kleine dicke Menschen. Die Wände sind bevölkert mit fantasievollen Figuren. Junge und alte Menschen, dicke und dünne. Nie Schönheiten vom Laufsteg! Manche mit krummen Rücken, O-Beinen, großen Nasen oder hängenden Busen. Stets nackt, voller Witz und zufrieden in ihrem Körper. Immer erkennt man einen liebevollen Blick auf uns Menschen und unsere Unvollkommenheit. Mit Vergnügen beobachtet die Künstlerin, dass die Figuren Emotionen auslösen. „Die Menschen sind offenbar berührt, positiv oder konfrontierend.“
30jähriges Werkstattjubiläum
In Fischerhude fühlt sich die Mutter von zwei erwachsenen Kindern rundum wohl, angekommen und zuhause bei ihrer Familie und im Dorf nach vielen Jahren auf Reisen. Nach einer Töpferlehre in Oberbayern zog es sie in die Welt. So reiste sie mehrere Jahre voller Neugier und Abenteuerlust als Wandergesellin umher. Sie arbeitete in vielen Werkstätten und sammelte in Deutschland, Neuseeland und Spanien Berufserfahrung und neue Ideen. 1990 kehrte sie nach Deutschland zurück, machte ihre Meisterprüfung und eröffnete drei Jahre später ihre erste eigene Werkstatt. Somit feiert sie in diesem Jahr ihr 30jähriges Werkstattjubiläum.
Figuren zum Leben erwecken
All ihre Gefäße und Figuren entstehen aus französischer Porzellanmasse. Sie werden auf der Töpferscheibe frei gedreht oder nur mit den Händen modelliert. Sobald die Gefäße und Figuren trocken sind, werden sie roh glasiert und anschließend bemalt. Nur die Figuren bleiben marmorhaft weiß. Diese werden in der Regel matt glasiert, denn diese Oberfläche hebt die Feinheiten der Körper besser hervor. Muskeln, Hautfalten und Augenhöhlen werfen auf diese Weise vielfältige Schattierungen, die die Figuren zum Leben erwecken.
Bei Gefäßen wird in die rohe Glasur hinein mit schwungvollen Pinselstrichen eine Welt aus Kreisen, Abdrücken und Klecksen geschaffen. Zarte dünne Linien, Wörter, Punkte und andere Elemente geben jedem Gefäß seine völlig individuelle Farbe und Kontur. Viermal im Jahr füllt die Keramikerin ihren großen Gasofen mit der gesammelten Ware von zwei bis drei Monaten und brennt alles bei etwa 1280°C.
Studienjahre in Bremen und Ottersberg
Die 1966 in Uelzen geborene Christine Kroos zog 1988 nach Bremen und studierte dort zwei Jahre an der Fachhochschule für Gestaltung. 1993 zog sie nach Ottersberg, um in dem malerischen Ort an der Wümme Kunsttherapie, Kunstpädagogik und freie Kunst zu studieren. 1997 schloss sie das Studium an der dortigen Kunsthochschule ab mit einem Diplom.
Seit 1995 befasst sie sich intensiv mit Malerei, Fotoarbeiten und Film, nimmt gern an Kunstprojekten im In- und Ausland teil und stellt regelmäßig aus. Im Jahr 2000 gründete sie die Ahauser Mühlengalerie als Kunstraum für lokale Kunstschaffende. Ihr großes Interesse für spartenübergreifende Kunst und integrative Kunstprojekte führte sie zwei Jahre später zum Bremer Blaumeier-Atelier. In diesem Kunstprojekt treffen sich seit 1986 Menschen mit und ohne körperliche, geistige oder psychische Besonderheiten, um gleichberechtigt und kontinuierlich zu arbeiten. Dort beteiligte sie sich mehrere Jahre lang am Masken- und Figurenbau und an der „FreiNacht der Masken“, einem zauberhaften überregionalen Multimedia-Spektakel.
Viele kreative Arbeitsfelder
Ihre kunstpädagogischen und -therapeutischen Kompetenzen bringt die Mutter von drei erwachsenen Kindern seit nunmehr 20 Jahren als pädagogische Mitarbeiterin an Grundschulen ein. Von 2008 bis 2013 leitete sie zudem in Kooperation mit der Bundesvereinigung für kulturelle Jugendbildung Filmprojekte an der Waldorfschule in Ottersberg.
In den Jahren 2015 bis 2018 stellte sie sich einer neuen Herausforderung: Sie arbeitete mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in einem offenen Atelier. Seit 2022 widmet sich die vielseitige Künstlerin einem neuen Projekt. In der Bremer Neustadt hat sie Räume in der Kornstraße angemietet, um dort eine Kunsttherapiepraxis und die angeschlossene Galerie „KunstStück“ aufzubauen.
Mit Farbschichten und Übermalungen
In der Achimer Ausstellung zeigt Christine Kroos einen Querschnitt aus 20 Jahren ihres malerischen Schaffens. Ihre teils großformatigen Bilder sind auf Leinwand gemalt. Zu sehen sind abstrahierende Landschaften, angedeutete Architektur und figürliche Malerei. Den Entstehungsprozess beschreibt die Künstlerin so: „Die Bilder entwickeln sich über viele Farbschichten und Übermalungen und führen in die Gegenständlichkeit oder in die Abstraktion.“ In diesem Prozess arbeitet sie mit dem Pinsel, oder sie reibt das reine Pigment mit den Händen über die Leinwand. So entstehen lebendige sinnliche mehrdimensionale Oberflächen. „Meine bildnerischen Landschaften locken und entziehen sich zur gleichen Zeit in vielen Horizonten verschwimmend, konkretisierend und verschleiernd.“
Künstlerinnengespräch und Chansons
Die Vernissage bietet eine spannende Gelegenheit, die Arbeiten dieser beiden Künstlerinnen zu bewundern und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Sie beginnt am Donnerstag, 23.11.2023 um 19 Uhr in der Bremischen Volksbank in Achim. Nach einer musikalischen Eröffnung mit deutschsprachigen Chansons des Trios um die Sängerin Karin Tiebel erfolgt eine Begrüßung durch die Geschäftsstellenleiterin Ute Gajus. Sie moderiert auch das anschließende Gespräch mit Katharina Bertzbach und Christine Kroos.
Die Ausstellung ist bis Mitte Februar 2024 während der Servicezeiten montags, mittwochs und freitags von 9 bis 13 Uhr und montags von 14.30 bis 18 Uhr zu besichtigen. Ein Besuch außerhalb der Servicezeiten ist nach Anmeldung möglich. Weitere Werke sind im „Weinhaus alte Mühle“ in Achim, Asmusstraße 2 ausgestellt.
www.krooskunst.com
http://www.bertzbachporzellan.de/